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Donnerstag, 19. April 2012

Betreuungsgeld

Hallo,

ich muß auch mal ein paar Gedanken über das geplante Betreuungsgeld loswerden. In den Medien hört man ja immer nur, dass nur ungebildete Hartz-IV-Empfänger dieses in Anspruch nehmen werden, weil sie dann ach noch so viel mehr Geld hätten und nicht arbeiten müßten. Außedem las ich gerade in einem Artikel bei web.de, dass unsere Nachbarländer (hier Skandinavien) schlechte Erfahrungen mit dem Betreuungsgeld gemacht hätten (Quelle: Hier geht's zum Artikel). Ich war gespannt, fand aber nur diese Sätze: "Demnach wird das Betreuungsgeld in Finnland, Norwegen und Schweden vor allem von Müttern mit geringem Einkommen, niedrigem Bildungsniveau und Migrationshintergrund in Anspruch genommen.
Die in Betreuungseinrichtungen angebotene frühkindliche Bildung komme deren Kindern daher nicht zugute. Eine Folge sei zudem, dass mehr Frauen auf Berufstätigkeit verzichteten - in Finnland ebenfalls vor allem Frauen mit Migrationshintergrund."

AAAAlso: Zunächst mal meine Frage, wo hier genau die negativen Aspekte liegen? Na klar brauchen gerade die Frauen mit geringem Einkommen dieses Geld. Und auch bei Migrationshintergrund wundert mich das aufgrund des ganz anderen Familienselbstverständisses, das diese Familien oft haben, nicht. Und Eltern mit niedrigem Bildungsniveau müssen nicht zwangsläufig schlechte Eltern sein. Genau das wird aber hier wieder und wieder suggeriert. Die Unterstellung ist, diese Frauen nehmen das Geld und verweigern ihren Kindern die ach so großartige Betreuung in öffentlichen Einrichtungen.

Was aber brauchen Kinder zwischen 0 und 3 am meisten? Die Familie, so sieht's aus. Was bitte sollen diese kleinen Wesen mit frühkindlicher Bildung? In dieser Zeit spielen ganz andere Entwicklungen eine Rolle. Zugegebenermaßen kommt Vernachlässigung vor und das ist schlimm und traurig, aber pauschal alle Mütter zu verdächtigen, die das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen und ihr Kind lieber zu Hause lassen, ist eine Frechheit und ganz sicher auch nicht richtig.

Wir haben unsere 4 Kinder auch jeweils bis zum 3. Lebensjahr zu Hause behalten und das aus der Überzeugung, dass so frühe Fremdbetreuung nicht förderlich ist. Mit zweien haben wir es sogar früher probiert und mußten feststellen, dass sie nicht reif dafür waren. Ich finde es immer wieder traurig, wenn ich sehe, wie diese kleinen Wesen in unserer Krippe abgegeben werden und weinen oder draußen "beim Spielen" völlig orientierungslos hin und her laufen, weil sie den Anspurch, mit anderen Kindern zu spielen, überhaupt noch nicht haben. Sie werden dort sicher gut versorgt, aber ihr Bedürfnis ist klar, zu Hause bei ihren Bezugspersonen zu bleiben.

Unsere Kinder haben um das 3. Lebensjahr herum mehr oder weniger deutlich gezeigt, dass sie nun reif für die Kita waren. Sie wollten soziale Kontakte knüpfen und waren schnell bereit, ohne Trennungsschmerz in der Kita zu bleiben. So konnten wir sie auch guten Gewissens dort lassen. Die Kita finde ich sehr gut für unsere Kinder und hier ist auch noch genug Raum und Zeit, um z. B. Migrationskindern gutes Deutsch beizubringen und anderes.

Das Dumme ist nur, dass an ein berufliches Weiterkommen mit so langen Erziehungspausen in der Regel nicht zu denken ist, die Folge ist Armut. So sieht's aus. Was man dann noch bekommt, sind Mini-Jobs oder Zeitarbeit, pures - und leider staatlich unterstützes - Lohndumping. Wer das nicht will oder sich aufgrund seines Lebensstils nicht leisten kann, wird sein Kind in die Krippe geben, um seine gut bezahlte Arbeit zu behalten, um Raten weiter abzahlen zu können usw. Dass dies aber ein wirkliches Bedürfnis der meisten Mütter sein soll, kann ich nicht glauben. Mütter, die so gehandelt haben und mit mir sprachen, fühlten sehr wohl, dass es zu früh war, aber auch, dass sie keine Wahl hatten.

Es ist also die Folge staatlicher Politik, dass Frauen, die ihre Kinder bis zu 3 Jahren zu Hause behalten würden, es nicht tun können, weil sie sonst Gefahr laufen, Geringverdiener zu werden oder gar nicht mehr zurück in den Beruf zu finden. 150 Euro im Monat werden diese Frauen wohl kaum umstimmen. Hier müßten Gesetze her, die Frauen - auch nach 3 Jahren und mehr - beim Wiedereinstieg in den Beruf richtig unterstützen. In Anspruch genommen wird das Geld also automatisch von Frauen, die sowieso nicht viel verdienen oder gar nicht arbeiten oder von Frauen, die aus Überzeugung 3 Jahre zu Haus bleiben und die daraus folgenden Einschränkungen in Kauf nehmen - so wie bei uns. Beide Gruppen können das Geld sehr gut gebrauchen. Dass dieses Geld dann nicht der Familie bzw. den Kindern zu Gute kommt, ist zunächst nichts mehr als eine Unterstellung.


Wir haben uns - wie gesagt - bewußt entschieden, die Kinder zu Hause zu behalten. Die Folge war, dass ich natürlich auch nur geringfügig arbeiten konnte und eine Karriere gar nicht in Erwägung zu ziehen brauchte. Der Sinn des Ganzen ist ja nicht, dass die Kinder zu Hause sind, ich aber arbeiten gehe...Und wenn der Mann richtig eingespannt ist, muß die Frau halt ganz oder zum großen Teil zu Hause bleiben. Die Folge der staatlich unterstützten Lohnpolitik ist aber, dass EIN Gehalt nicht mal ansatzweise für die Familie reicht, was in meinen Augen aber der Fall sein sollte. Gerade für Familien mit vielen Kindern finde ich es generell wichtig, dass wenigstens ein Elternteil weniger arbeitet, um die Familie zu managen. Die Vereinbarkeit von der Karriere (beider Elternteile) und einem gut funktionierenden Familienleben halte ich für ein Märchen, dass uns Frauen zudem ganz schön unter Druck setzt. Ich kenne genug Akademikerhaushalte, wo die Kinder durch Aupairs betreut werden. Ist das erstrebenswert? Für uns nicht. Wir wollen - im wörtlichen Sinne - unsere Kinder groß werden sehen und ihnen dabei auch tatsächlich zur Seite stehen.

Wenn Frauen (oder auch Männer) sich wegen der Familie gegen eine Berufstätigkeit entscheiden, dann wird das in der Gesellschaft gleich negativ gesehen - siehe obiges Zitat. Eigentlich liegt das aber in unserer Natur - bei der/dem einen mehr, bei der/dem anderen weniger. Und es sollte (vor allem finanziell) möglich sein! Hier sind staatliche Maßnahmen gefragt!

Um zum Thema zurückzukommen. Ich begrüße das Betreuungsgeld. So viele Studien zeigen, dass Familien mit Kindern beinahe automatisch in Richtung Armut abrutschen. Arm heißt aber nicht automatisch asozial, nicht fürsorglich oder dumm. Dass es aber deprimiert, resigniert oder phlegmatisch machen kann, ist ja wohl klar. Problemfamilien wird es immer geben und da muß auch hingeschaut werden, aber 150 Euro im Momat mehr oder weniger - das wird nicht viel verändern. Auf der einen Seite reicht Geld allein sowieso nicht, um Problemfamilien wirklich zu helfen. Auf der anderen Seite ist es so ein geringer Betrag, dass man dafür wohl kaum sein Leben ändert und z. B. plötzlich nicht mehr arbeiten will, wenn man vorher ein karriereorientierter Mensch gewesen ist.


Es wird aber finanzielle Nöte lindern, gerade dort, wo sie notgedrungen auftreten.

Ich würde mir andere staatliche Maßnahmen mehr wünschen, z. B. die Sorge für gerechte Löhne, bin aber nicht besonders zuversichtlich diesbezüglich.

So, vielleicht ist nicht alles ganz rund, aber ich hoffe, ich werde verstanden.

Alles Liebe!

Angela

1 Kommentar:

  1. Ich verstehe dich gut und sehe das eigentlich auch so! Ich glaube, dass viel mehr Mütter eigentlich lieber länger mit den Kindern zuhause bleiben würden, aber es geht im Moment nur um das Interesse der Wirtschaft, Mütter schnell wieder im Beruf zu haben.

    LG

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